Emotionale Kompetenz

Der gesunde Umgang mit Gefühlen

Als Grundvoraussetzung der emotionalen Kompetenz ist es nötig, in Kontakt zu sein mit seinen eigenen Gefühlen. Ein gesunder Umgang mit Gefühlen kann also nur stattfinden, wenn die eigenen Gefühle bewusst wahrgenommen werden. Dies bedeutet seine Gefühle erkennen und benennen zu können. In diesem Bewusstwerdungsprozess, gelangen die Gefühle die vorher auf einer unbewussten Ebene lagen auf eine bewusste Ebene. Erst wenn dieser Prozess stattfindet, können wir aktiv mit den Gefühlen arbeiten.

Auf unbewusster Ebene spüren wir unsere Gefühle zwar nicht, jedoch sind sie trotzdem in uns. Auf der unbewussten Ebene sind die Gefühle wesentlich destruktiver als auf der bewussten Ebene. Sie führen zu Symptomen und Krankheiten, manipulieren und sabotieren unser Erleben und Verhalten.

Jeder Mensch hat das gesamte Spektrum der menschlichen Gefühle in sich. Durch Situationen und Umstände die im außen liegen oder das was ein anderer zu uns sagt, können diese Gefühle ausgelöst, aktiviert werden. Daher ist es falsch zu sagen, dieses oder jenes erzeugt jetzt dieses Gefühl in uns, denn es wird lediglich aktiviert.

Jedes Gefühl enthält wichtige Informationen über unsere aktuelle Lebenssituation und über unsere Beziehung zu anderen und uns selbst. Sie beeinflussen unser Erleben und Verhalten in unserer Umwelt und uns selbst gegenüber immens, weshalb es sehr wichtig ist, sich mit ihnen zu beschäftigen. Doch wie sollten wir mit unseren Gefühlen umgehen wenn sie dann bewusst wahrgenommen werden? Passe ich mich gesellschaftlichen Normen an und behalte meine Wut für mich? Oder lasse ich meiner Wut freien lauf und lasse sie einfach raus? Die eigenen Gefühle zu „maskieren“ wirkt sich langfristig nachteilig aus, es verringert das Selbstwertgefühl, macht depressiv und führt zu passiv-aggressiven Lebensstrategien. Doch auch das unkontrollierte zeigen der Gefühle kann destruktiv sein. Denn mangelnde Selbstbeherrschung, egal ob im Beruf oder Privat, führt einen niemals zu seinen Zielen.

Grundsätzlich haben wir die Möglichkeit uns zu einem von beiden zu entscheiden. Diese Entscheidung fällt zumeist jedoch unbewusst und richtet sich nach den jeweiligen Konditionierungen des Menschen und kann erst bewusst entschieden werden, wenn die Person schon darin geübt ist, ihre Gefühle wahrzunehmen und bennenen zu können. Erst dann kann die Fähigkeit erlangt werden, sich bewusst zu entscheiden wie man handeln möchte. Doch das richtige und gesunde Handeln, ist ein Thema für sich und würde den Rahmen dieser Ausführung sprengen, weil es abhängig von der Situation, den Umständen und der Psyche des einzelnen ist.

 

Das Auflösen der negativen Gefühle

Für das Auflösen der negativen Gefühle ist es nicht von primärer Wichtigkeit, ob die Gefühle ausgedrückt werden oder einfach nur gespürt werden. Hier ist das primäre Ziel die Reduzierung der negativen Gefühle. Dazu ist es notwenig, das Reservoir, den Vorrat eines Gefühls, welches sich im Unterbewusstsein befindet, abzubauen.

Entscheidend dafür ist es, dass die Gefühle bewusst wahrgenommen werden und vorallem welche Einstellungen wir unseren Gefühlen gegenüber haben.  Denn unsere Einstellung zu unseren Gefühlen ist der entscheidende Faktor, wie sehr wir unter negativen Gefühlen leiden und wie sehr sie unser gesamtes Leben beeinflussen.

Wir können ein Gefühl ablehnen oder es akzeptieren (zulassen).

Der Durschnittsmensch lehnt seine negativen Gefühle ab. Weil negative Gefühle als unangenehm empfunden werden, möchte er sie nicht spüren.

Und genau diese Reaktion ist der falsche Umgang mit Gefühlen. Denn Ablehnung bedeutet verleugnen und verleugnen bedeutet unterdrücken. Jetzt hat es dieses Gefühl endlich mal an die Oberfläche geschafft und gleich wird es wieder runtergedrückt. Kann das gesund sein? Natürlich ist das eine rhetorische Frage, denn es ist nicht gesund. Das Gefühl wird wieder unterdrückt, gelangt wieder ins Unterbewusstsein und macht sich startklar und wartet auf den nächsten Auslöser um es noch einmal zu probieren.

Man kann von einem Teufelskreis sprechen. Doch wie wird dieser Kreislauf unterbrochen? Er kann nur an einer Stelle unterbrochen werden und zwar dann, wenn das Gefühl im Bewusstsein ist. Anstatt es in dem Moment, in dem wir das Gefühl spüren, abzulehnen und es loswerden wollen, können wir uns dazu entscheiden es anzunehmen, zu akzeptieren. Akzeptanz bedeutet es so anzunehmen wie es ist.

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Wir wollen das Gefühl nicht schnellstmöglich wieder loswerden sondern geben diesem Gefühl in diesem Moment eine Daseinsberechtigung. Wir heißen das Gefühl nicht gut, jedoch lassen wir es wie es ist und spüren es. Wir halten es aus. Wir geben dem Gefühl Raum. Wir fühlen das Gefühl ganz bewusst, ohne Bewertung, ohne Verurteilung.

Gelingt uns dies, wird das Gefühl nicht mehr durch unseren Widerstand festgehalten und verflüchtigt sich allmählich und wird nicht wieder auf die unbewusste Ebene gedrückt. Der Ausdruck „Dampf ablassen“ findet hier seine wirkliche Bedeutung. Wir sollten also die konditionierte Reaktion (Ablehnung) durch ein bewusstes agieren (Akzeptanz) ersetzen. Dies bedarf Übung und Training (Achtsamkeitspraxis, Akzeptanzarbeit, Gefühlsarbeit) und sollte zumindest zu Beginn durch die Hilfe eines Experten gecoached werden.